Wenn Allergiker Lebensmittel nicht mehr vertragen, kann eine sogenannte Kreuzallergie die Ursache sein. Kreuzreaktionen sind bei Erwachsenen die häufigste Ursache für Lebensmittelallergien. 2
Manche Lebensmittel haben Strukturen, die denen anderer Allergene so ähneln, dass es zu sogenannten Kreuzreaktionen kommt. Die kreuzende Reaktion entsteht, weil das Immunsystem ähnliche Strukturen in den Lebensmitteln erkennt und bekämpft. Es besteht also keine neue Allergie, sondern nur eine Verwechslung mit dem eigentlichen Auslöser.
Die pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie ist die Folge einer Pollenallergie (Heuschnupfen). Patienten mit Beifuß-Allergie und Birken-Allergie haben am häufigsten Probleme.1 2
Die Symptome reichen von leichtem Juckreiz bis schlimmstenfalls heftigen allergischen Reaktionen wie dem anaphylaktischen Schock. 5
Die Kreuzreaktionen entstehen, weil das Immunsystem ein Protein mit einem anderen verwechselt. Dies passiert oft bei Lebensmittel der gleichen botanischen Familie, kann aber auch zwischen anderen Allergenen auftreten.5 So können beispielsweise manche Birkenpollenallergiker keine Äpfel vertragen. Es besteht eigentlich nur eine Allergie auf Birkenpollen, jedoch verwechselt das Immunsystem identische Strukturen des Apfels mit denen der Birke und bekämpft diese fälschlicherweise.
Bei Lebensmittelallergien durch Kreuzallergien kann bereits der erste Kontakt mit dem Lebensmittel zu allergischen Symptomen führen. Dies ist bei „echten“ Allergien anders.2
Die meisten pollenassoziierten Nahrungsmittel werden nach dem Kochen oder Backen oder anderen Garmethoden von der Mehrzahl der Allergiker vertragen.2
60 Prozent der Pollenallergiker leiden zusätzlich an einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie.4 Es können aber nicht nur bei Heuschnupfen-Patienten Kreuzreaktionen auftreten, Kreuzallergien betreffen alle Allergiker, also z. B. auch Inhalationsallergiker und Nahrungsmittelallergiker (siehe Kreuzallergie Tabelle).2
Die Symptome treten generell wenige Minuten bis zu zwei Stunden nach Verzehr des Lebensmittels auf. Sie betreffen folgende Organsysteme:
Diese Symptome nennt man zusammengefasst in Fachkreisen als Kontakturtikaria der Mundschleimhaut (früher wurde sie als orales Allergiesyndrom bezeichnet).
An der Haut zeigen sich folgende Anzeichen:
Seltener zeigen sich Symptome an Atmung, Herzkreislaufsystems und Magen-Darm-Trakt. Sie treten in der Regel auch nicht allein auf. Auch schwere allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock) sind in seltenen Fällen möglich.2 6
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Die Diagnose einer Kreuzallergie beruht auf den klassischen Bausteinen der Allergiediagnostik:
Das Vorgehen des Allergologen bei der Diagnosestellung variiert, da Krankheitsgeschichte, Ausprägung und Art der Symptome individuell berücksichtigt werden.2
Die Diagnose ist einfach, wenn nach dem Genuss von Lebensmitteln sofort die typischen Symptome auftreten und diese klar einem bestimmten Lebensmittel zugeordnet werden können. Ist dies nicht eindeutig, werden die genannten Instrumente der Allergiediagnostik für den individuellen Fall zur Ermittlung hinzugezogen.
Nicht alle relevanten Lebensmittelallergene liegen als zugelassene Allergenextrakte vor. Herstellungsbedingt sind nicht alle relevanten Allergenkomponenten in den Testlösungen enthalten oder sie sind nicht stabil genug, um sie für die Lösungen zu extrahieren. Dies führt zu einer hohen Rate falsch-negativer Ergebnisse.
Daher ist die Hauttestung bei einigen Kreuzreaktionen mit frischen Lebensmitteln per Prick-zu-Prick-Test zu bevorzugen. Sie können roh oder erhitzt getestet werden. 3
Bei Unklarheit, ob eine Kreuzreaktion vorliegt, ist das Führen eines Ernährungs- und Symptomprotokolls und deren Auswertung hilfreich.
Wenn die Diagnose mit den genannten Instrumenten nicht eindeutig ist, führt der Allergologe einen oralen Provokationstest durch. Dieser Test klärt eindeutig, ob eine Kreuzallergie vorliegt oder nicht. Er ahmt einen Kontakt mit dem mutmaßlichen Allergie-Auslöser nach. Das Ziel ist, unter medizinischer Kontrolle möglichst milde, aber eindeutige Symptome hervorzurufen, um Klarheit zu erlangen. Der Arzt sollte dabei auch eine doppelblinde Placebokontrolle durchführen, um die eigene Erwartungshaltung und die des Patienten auszuschalten.
In welchem Ausmaß sich die allergischen Reaktionen einer Kreuzreaktion zeigen, hängt von mehreren Faktoren ab.
Manche Allergene lösen nur leichte, andere sehr starke Reaktionen aus. Äpfel verursachen generell eher harmlose Reaktionen an Mund, Rachen, Nase. Rohe Pfirsiche können hingegen in seltenen Fällen zu einem anaphylaktischen Schock führen.
Es spielt eine Rolle, wie viel des Allergens mengenmäßig im Lebensmittel enthalten ist. Ältere Apfelsorten haben meist weniger allergieauslösende Eiweißbausteine. Birkenpollenallergiker vertragen deshalb manchmal die alten Sorten Altländer, Gloster und Hammerstein außerhalb der Pollenzeit ohne Beschwerden. Neuere Sorten werden dagegen nicht vertragen. Dies liegt jedoch nicht, wie oft vermutet, an neuen Spritzmitteln, sondern an der Anzahl der Allergene.
Es macht einen Unterschied, ob beispielsweise ein Bissen Apfel oder ganze Äpfel verzehrt werden. 2
Stellt der Arzt die Diagnose Kreuzallergie auf Lebensmittel, sollten Betroffene sich durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft beraten lassen.
Die Therapie bei einer Kreuzallergie besteht im Vermeiden des allergieauslösenden Lebensmittels. Bei der Kreuzallergie sollte jedoch keine pauschale Meidungsempfehlung ausgesprochen werden, vielmehr sind die individuellen Besonderheiten des Allergikers zu berücksichtigen. Diese könnten z. B. sein:
Es gilt die Regel: Das Lebensmittel ist nur zu meiden, wenn auch eine relevante Reaktion auftritt. Ein leichtes und kurzes Jucken ist eventuell noch nicht ausreichend.
Botanische Verwandtschaften zwischen einzelnen Lebensmitteln und dem Allergen sollten nicht dazu führen, dass ganze Pflanzenfamilien vermieden werden.6
Wenn ein Patient an sehr vielen Kreuzallergien gleichzeitig leidet, sollte auf eine ausreichende Nährstoffversorgung geachtet werden. Eine individuelle Ernährungsberatung ist hier besonders angeraten. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund vermittelt Ihnen Ernährungsfachkräfte in Ihrer Nähe.
Auftretende Symptome können oder müssen je nach Ausprägung mit Medikamenten wie Antihistaminika (Allergietabletten) behandelt werden. Patienten, die schwere allergische Reaktionen erlitten haben, benötigen eine Aufklärung über einen anaphylaktischen Schock und die jeweiligen Notfallmedikamente.
Grundsätzlich kann eine Desensibilisierung (spezifische Immuntherapie SIT) bei manchen Patienten mit einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie wirksam sein. Die Desensibilisierung ist unter Namen wie spezifische Immuntherapie, Hyposensibilisierung oder Allergie-Impfung bekannt. Dabei soll das Immunsystem, das auf harmlose Stoffe aus der Umgebung übermäßig reagiert, wieder den normalen Umgang mit diesen Stoffen lernen.
Die Wirksamkeit der Desensibilisierung bei Kreuzallergikern ist jedoch noch nicht in jedem Fall gegeben und wenig erforscht. Sie sollte daher nur in Betracht gezogen werden, wenn die allergische Erkrankung starke Symptome der oberen Atemwege/Nasenschleimhäute/Augen (Rhinokonjunktivitis) zeigt.2
In dieser Tabelle werden die Lebensmittel aufgelistet, bei denen mögliche häufige und seltene Kreuzallergien zu bestehenden Allergien bekannt sind. Diese Liste beschränkt sich auf Lebensmittel. Daneben können noch weitere Kreuzallergien, z. B. zu anderen Pollen auftreten, die hier nicht behandelt werden.
Häufige Kreuzallergien bei Birken-Allergie |
Seltene Kreuzallergie bei Birken-Allergie |
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Anis Apfel (roh) Haselnuss Karotte / Möhre (roh) Kirsche (roh) Kiwi (roh) Koriander Kümmel Mandel (roh) Nektarine (roh) Paranuss Pfirsich (roh) Pflaume (roh) Sellerie Soja Tomate (roh) Walnuss |
Aprikose (roh) |
Häufige Kreuzallergien bei Beifußallergie |
Seltene Kreuzallergie bei Beifußallergie |
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Anis |
Apfel |
Häufige Kreuzallergien |
Seltene Kreuzallergie |
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Erdnuss |
Aprikose |
Häufige Kreuzallergien |
Seltene Kreuzallergie |
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Avocado |
Acerola-Kirsche |
Diese Allergie |
verursacht Kreuzreaktionen mit folgenden Lebensmitteln |
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Vogelfeder-Allergie 3 |
Hühnerei (Dotter) |
Weizen-Allergie 6 |
Gerste |
Katzenepithelien-Allergie |
Schweinefleisch |
Ficus benjamina (Birkenfeige) 2 | Feige | Soja-Allergie6 | anderen Hülsenfrüchte, besonders Bohne, Erbse und Erdnuss |
* Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhalte abgewandelt nach den genannten Quellen.
Alle Internetlinks abgerufen am 16.02.2015, letzte Aktualisierung 4.1.2020
Autor: Sabine Theiding