Fisch gehört zu den Lebensmitteln, die vor allem bei Kindern häufig eine Nahrungsmittelallergie auslösen. Schon kleine Spuren können bei Betroffenen heftige Symptome auslösen. Typische Symptome einer Fischallergie sind Magen-Darm-Beschwerden und Hautausschlag oder Rötungen.
von Sabine Theiding [Quellen]
Eine Fischallergie ist eine Lebensmittelallergie. Dabei kommt es zu einer allergischen Reaktion des Körpers auf bestimmte Inhaltsstoffe im Fisch. Eine Fischallergie kann leicht ausgeprägt sein, aber auch einen heftigen Verlauf haben und zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand führen. Zum Teil reagieren Betroffene bereits auf kleinste Spuren mit allergischen Reaktionen. Eine ärztliche Behandlung und die richtige Ernährung sind daher wichtig.
Die Symptome können sofort auftreten oder verzögerter erst mehrere Stunden bis Tage nach dem Fischverzehr.
Magen- Darm- Beschwerden
Übelkeit, Durchfall und Erbrechen auftreten (sofort oder verzögert).
Hautveränderungen
Allergieschock
In seltenen Fällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen. Dies ist die schwerste Form der allergischen Reaktion mit Atembeschwerden, Schwindel, Kreislaufzusammenbruch, Atemnot bis hin zum Atemstillstand, der tödlich enden kann. In diesem Fall ist die sofortige Behandlung von einem Notarzt notwendig.
Fischallergien entstehen, wenn das Immunsystem harmlose Eiweißstoffe im Fisch – sogenannte Allergene – fälschlicherweise als gefährlich einstuft und bekämpft. Fische enthalten eine Vielzahl solcher Eiweiße, von denen besonders Parvalbumin als Hauptallergen gilt.
Parvalbumin ist ein Calcium-bindendes Muskelprotein, das in vielen Fischarten vorkommt. Bisher wurden 21 verschiedene Parvalbumin-Typen in zwölf Fischarten identifiziert. Der Gehalt dieses Allergens variiert stark: Fische mit dunklem oder rotem Fleisch – wie Thunfisch, Schwertfisch oder manche Makrelen – enthalten bis zu 100-mal weniger Parvalbumin als z.B. Forelle oder Lachs. Daher werden sie von einigen Betroffenen besser vertragen. Besonders problematisch sind Parvalbumine aus hellfleischigen Fischarten wie Forelle und Lachs, die häufig starke allergische Reaktionen auslösen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Parvalbumin ist hitzestabil, das heißt, es bleibt auch beim Kochen, Braten oder Backen allergen wirksam.
Neuere Studien zeigen zudem, dass auch andere Fischproteine – etwa Aldolase, Enolase oder Kollagen – allergische Reaktionen hervorrufen können. Allerdings reagieren viele Fischallergiker nicht auf alle Fischarten gleich stark. Dank moderner Diagnostik ist es heute möglich, gezielt herauszufinden, welche Arten individuell verträglich sind. Das bedeutet: Ein vollständiger Fischverzicht ist oft nicht nötig.
Fisch zählt in Europa zu den häufigsten Auslösern einer Lebensmittelallergie. 0,1% der europäischen Bevölkerung hat eine Fischallergie. Kinder und Babys sind allgemein häufiger betroffen als Erwachsene. Gerade in Ländern, in denen viel Fisch verzehrt wird (z.B. Skandinavien), ist die Rate hoch. In Deutschland ist die Zahl der Betroffenen vergleichsweise niedrig.
Es gibt verschiedene Tests, um eine Fischallergie festzustellen. Die Diagnose erfolgt durch einen Allergologen. Das Diagnoseverfahren beim Arzt läuft in der Regel wie folgt ab:
Bei Magen-Darm-Beschwerden nach dem Verzehr von Fisch muss nicht zwangsläufig eine Fischallergie vorliegen. Auch eine Fischvergiftung oder eine Histaminunverträglichkeit ist eine mögliche Ursache. Beide werden von Stoffen wie Histamin ausgelöst, wenn Fisch länger gelagert wird. Eine Fischvergiftung ist keine allergische Reaktion, sondern eine Lebensmittelvergiftung. Eine Histaminintoleranz ist eine Abbaustörung von Histamin im Körper. Klassische Symptome einer Fischvergiftung sind Übelkeit, Erbrechen und Herzrasen. Bei Histaminintoleranz gibt es zusätzlich zahlreiche weitere Symptome wie Durchfall, Kopfschmerzen und Herzrasen.
Eine Kreuzallergie liegt dann vor, wenn unser Immunsystem einen ähnlichen Stoff mit dem eigentlichen Allergen verwechselt. Das bedeutet, dass Betroffene auf ein neues Allergen reagieren, obwohl gar keine Allergie dagegen vorliegt.
Bei einer Fischallergie durch das Allergen Parvalbumin, kann es zu Kreuzallergien mit anderen Fischsorten kommen, die Proteine mit ähnlichen Eigenschaften enthalten. Daher reagieren Betroffene zum Teil auf viele Fischarten, auch wenn nicht unbedingt alle Parvalbumin enthalten.
Fisch und Meeresfrüchte (wie Garnelen, Muscheln, Tintenfisch) gehören zu unterschiedlichen biologischen Gruppen. Eine Allergie gegen Fisch bedeutet nicht automatisch eine Unverträglichkeit gegenüber Meeresfrüchten – sie kann aber zusätzlich bestehen.
Selten gibt es Reaktion auf Fischgelantine (Isinglass), das in Wein oder Bier verwendet wird.
Folgende Behandlung und Maßnahmen können Sie ergreifen:
Bei einer Fischallergie müssen Betroffene auf alle Fischsorten, die die Allergie auslösen, verzichten. Außerdem sind alle Lebensmitteln verboten, die versteckte Fischanteile haben.
Fische liefern wichtige Nährstoffe wie Proteine, Jod und Omega-3-Fettsäuren. Die Nährstoffe lassen sich aber größtenteils auch durch pflanzliche Lebensmittel gut decken.
Omega-3-Fettsäuren
In Rapsöl sowie Chia- oder Leinsamen sind viele Omega-3-Fettsäuren zu finden. Algenöl ist für Veganer und alle die keinen Fisch essen ideal. Denn es ist die einzige pflanzliche Quelle für wichtige Omega-3-Fettsäuren, die direkt vom Körper aufgenommen werden können.
Zahlreiche Rezepte mit Chiasamen und weitere Omega-3-Rezepte finden Sie auf kochenOHNE.
Proteine
Proteine sind in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten und Getreide zu finden. Auch Lebensmittel tierischen Ursprungs (Eier, Milch, Fleisch) sind proteinhaltig.
Jod
Um einem Jodmangel vorzubeugen, sollten Sie auf jodiertes Speisesalz zurückgreifen.
Autorin: Sabine Theiding, überprüft von Anna Plümacher, Oecotrophologin (B.Sc.)