Gluten kann eine Gefahr sein: Wer Zöliakie hat, für den sind schon kleinste Mengen Gluten schädlich. Ähnlich wie bei einer Allergie reagiert bei Glutenunverträglichkeit das Immunsystem auf Gluten, dem sogenannten Klebereiweiß. Gluten steckt in den meisten Getreidesorten, wie Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste oder Grünkern und auch in vielen industriellen Lebensmitteln.
Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet. Die Zöliakie ist eine Überempfindlichkeit gegen Gluten, dem sogenannten Klebereiweiß. Sie wird auch Glutenunverträglichkeit oder glutensensitive Enteropathie genannt.
Eine Zöliakie hat man sein Leben lang. Wird Gluten gegessen, führt dies zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut.
Lesen Sie Antworten auf die häufigsten Fragen zur Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
Gluten ist ein Klebereiweiß, das in vielen Lebensmittel vorkommt, hauptsächlich aber in Getreide. Isst man trotz Zöliakie weiterhin Gluten, kann es durch die Entzündungen im Darm zu verschiedenen Symptomen und schweren Folgeerkrankungen kommen.
Bei einem Bluttest wird untersucht, ob spezielle Antikörper im Blut vorliegen. Bei Antikörpertests unterscheidet man zwischen IgA und IgG-Antikörpern. Bei Verdacht auf Zöliakie können IgA-Antikörpertests (Endomysium-IgA-Antikörper EmA und Gewebstransglutaminase-IgA-Antikörper TTG) relativ zuverlässig sagen, ob eine Zöliakie vorliegt oder nicht.
Bei 5 bis 10% der Erkrankten liegt allerdings das sogenannte IgA-Antikörpermangelsyndrom vor. Sie können keine Antikörper des Types IgA bilden - daher können diese auch nicht im Blut nachgewiesen werden, obwohl dennoch eine Zöliakie vorliegen könnte. In diesem Fall müssen weitere Test (Test auf IgG Antikörper) zur Abklärung erfolgen. Es gibt neben der Blutuntersuchung weitere Tests zur Diagnose der Zöliakie.
Bei einer Zöliakie dürfen keine Lebensmittel gegessen werden, die Gluten enthalten. Folgende Getreidesorten dürfen bei Zöliakie nicht gegessen werden: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Grünkern, Dinkel, Kamut, Einkorn, Urkorn, Triticale, Durum und sonstige Weizenabkömmlinge. Dasselbe gilt für Produkte, die daraus hergestellt sind. Vorsicht gilt auch bei vielen Fertigprodukten, versteckten Glutenquellen, Verunreinigungen von Schneidebrettern oder Toastern.
Bei einer Zöliakie dürfen alle glutenfreien Lebensmittel gegessen werden. Dazu zählen glutenfreie Getreide (z.B. Reis, Mais, Buchweizen) und Produkte daraus sowie unverarbeitete Lebensmittel, die von Natur aus glutenfrei sind, wie Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Milch und Milchprodukte.
Zöliakie behindert die Nährstoffversorgung: Der Dünndarm nimmt die Nahrung über die Darmschleimhaut auf. Dafür besitzt der Darm sogenannte Darmzotten. Durch ihre spezielle nach außen gewölbte Form, können sie ihre Oberfläche vergrößern und dadurch mehr Nährstoffe aufnehmen.
Bei Zöliakiekranken löst der Glutenbestandteil Gliadin in der Dünndarmschleimhaut eine Immun-Reaktionen aus. Dadurch entzündet sich die Darmschleimhaut des Dünndarms chronisch und schädigt diese so sehr, dass die Darmzotten sich immer weiter zurück bilden. Nährstoffe können dadurch nur schlecht aufgenommen werden, Lebensmittel bleiben unverdaut im Darm und es entsteht außerdem ein Mangel an Verdauungsenzymen.
Zöliakie, Glutenunverträglichkeit, Glutenintoleranz, Glutenallergie, Sprue oder glutensensitive Enteropathie meinen alle das gleiche. Nur die Begriffe Weizenunverträglichkeit oder Glutensensitivität und die Weizenallergie meinen etwas anderes - hier besteht Verwechslungsgefahr! In Fachkreisen wird deshalb bei der Weizen- oder Glutensensitivität auch von der „Nicht-Zöliakie-bedingten Glutensensitivität“ gesprochen.
Zöliakie wird mit einer strikten glutenfreie Ernährung behandelt. Setzen Sie diese nicht um, verschlimmert sich die Entzündung der Darmzotten. Die Folge sind verschiedenste akute Symptome, wie Störungen des Magen-Darm-Traktes. Langfristig kann es zu Mangelerscheinungen und schwerwiegenden Folgeerkrankungen kommen.
Auch Spuren von Gluten sollten bei Zöliakie nicht gegessen werden, da bereits kleinste Mengen den Krankheitsprozess wieder ankurbeln können.
Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, die durch eine Autoimmunerkrankung ausgelöst wird.
Eine Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie ist chronisch, also nicht heilbar. Mit einer strikten, lebenslangen glutenfreien Ernährung können Sie aber Symptome in den Griff bekommen und die Entzündungen im Darm stoppen. Dadurch können Sie beschwerdefrei leben und müssen keine Folgeerkrankungen oder Mangelerscheinungen befürchten.
Die Symptome entstehen durch entzündliche Prozesse im Darm und auch durch die schlechte Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffe und anderen Nährstoffen.
Häufige Symptome bei Kindern und Erwachsenen sind:
Die Krankheitszeichen der Zöliakie und der Schweregrad können sehr unterschiedlich sein. Zöliakie kann sich über nur ein einziges Symptom äußern. Es überwiegen sogar die Verläufe, bei denen nur wenige oder einzelne Symptome auftreten. Zum Teil sind die Symptome sehr unspezifisch. Die Diagnose einer Zöliakie erfolgt daher häufig spät oder gar nicht. Die Diagnose einer Zöliakie erfolgt daher häufig spät oder gar nicht.
Nicht selten tritt eine Zöliakie zusammen mit folgenden Erkrankungen auf:
Die Ursachen für die Ausbildung einer Zöliakie sind bisher nicht eindeutig geklärt. Experten wissen nur, dass genetische und äußere Faktoren eine Rolle spielen.
Ungefähr 35 Prozent der Bevölkerung haben offenbar genetisch bedingt ein etwa dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Bei den meisten Zöliakiebetroffenen (mindestens 95 %) werden die so genannten Genotypen HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 festgestellt. Die HLA-DQ2/DQ8 sind zwar notwendig, damit sich die Krankheit entwickeln kann, doch sie sind nicht alleine dafür verantwortlich. Dieselben genetischen Faktoren wurden auch bei einer großen Anzahl von gesunden Menschen (20-30 % der allgemeinen Bevölkerung) beobachtet.
Familienmitglieder ersten und zweiten Grades eines Zöliakie-Erkrankten haben ein deutlich höheres Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken. Sie sind in 10-15% der Fälle auch betroffen.
Fachleute gehen davon aus, dass neben der genetischen Veranlagung noch weitere Faktoren zusammen treffen müssen, um die Zöliakie auszulösen. Eine Rolle spielen können zum Beispiel
In Deutschland gibt es zirka 80.000 Zöliakiekranke. Im Durchschnitt hat 1 von 1.000 Menschen eine Zöliakie.
Nur 10 bis 20 % der Betroffenen haben eine Zöliakie mit den klassischen Symptomen. 80 bis 90 % haben wenige oder keine Symptome und wissen daher oft nichts von ihrer Erkrankung.
Ein Ausbruch der Erkrankung ist in jedem Lebensalter möglich. Am häufigsten beginnt die Erkrankung jedoch zwischen dem 1. und 8. Lebensjahr oder zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.
Bei Verdacht auf Zöliakie erfolgt die Diagnose bei einem Facharzt, dem Gastroenterologen. Für Kinder gibt es spezielle Kinder-Gastroenterologen.
Wichtig ist, dass sowohl die Blutuntersuchungen auf Antigen-Antikörper-Reaktionen, als auch die Dünndarmbiopsie (Gewebeentnahme aus dem Darm) vor Beginn einer glutenfreien Ernährung durchgeführt werden. Wurde bereits auf eine glutenfreie Kost umgestellt, sollte mindestens 4 (besser 10 bis 12) Wochen ohne Diät gelebt werden.
In der Regel werden die Vorgeschichte des Patienten und das Beschwerdebild zu Beginn der Behandlung in einem Gespräch mit dem Arzt genau ermittelt und analysiert (Anamnese).
Es werden Gewicht, Größe, Body-Mass-Index und gegebenenfalls der Pubertätsstatus ermittelt und erfasst.
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Bei der Dünndarmbiopsie wird eine Kamerasonde an einem dünnen Schlauch über Mund, Speiseröhre und Magen in den Dünndarm geschoben. Entnommen werden 6 Gewebeproben aus verschiedenen Regionen des ersten kurzen Abschnitts des Dünndarms, dem Zwölffingerdarm. Die Untersuchung wird endoskopisch durchgeführt und dauert meist 10 bis 15 Minuten.
Die Proben werden im Labor von einem Pathologen unter dem Mikroskop untersucht. Er erkennt, ob eine Schädigung vorliegt und ermittelt den Schweregrad der Erkrankung anhand der sogenannten Marsh-Kriterien. Die Skala umfasst sechs Stufen von Typ 1 (normal) bis Typ 3c (schwerste Ausprägung).
Unter ganz bestimmten Bedingungen kann bei Kindern in Ausnahmefällen auf die Biopsie verzichtet werden. Details erfahren sie bei einem speziellen Kinder-Gastroenterologen.
Eine genetische Untersuchung wird zusätzlich in folgenden Fällen zusätzlich durchgeführt:
Dabei wird das Blut auf einen positiven Zustand der Gene HLA-DQ2 und/oder HLA-DQ8 untersucht, denn diese sind bei mehr als 95 % der Zöliakiepatienten nachweisbar. Eine Negativität für HLA-DQ2 und HLA-DQ8 schließt eine Zöliakie also sehr wahrscheinlich aus.
Fachleuten raten von folgende Diagnosemaßnahmen für die Zöliakie ab:
Nachdem die Diagnose Zöliakie feststeht, wird eine glutenfreie Diät verordnet.
In der weiteren Behandlung wird dann:
Die jährlichen Kontrolluntersuchungen werden empfohlen, um Mangelerscheinungen, Komplikationen und Folgeerkrankungen der Zöliakie auszuschließen. Damit soll das Gelingen der Zöliakie-Diät geklärt werden. Negative TTG-Antikörper weisen auf eine gute Einhaltung der Diät durch den Patienten hin.
Zöliakie bei Kindern tritt oft 3 bis 6 Monate nach dem Einführen von glutenhaltigem Essen auf. Diese Symptome sind typisch:
Es können aber auch andere, untypische Symptome auftreten. Oftmals liegen nur einzelne Symptome vor und nicht alle auf einmal, was die Diagnose erschwert. Bei Verdacht auf Zöliakie sollte unbedingt ein Kinder-Gastroenterologe aufgesucht werden. Dieser kann mittels Bluttest, Ernährungstagebuch und einer Biopsie eine eindeutige Diagnose stellen.
Die Diagnose “Zöliakie” bedeutet eine langfristige Umstellung für die ganze Familie. Bereits kleinste Mengen Gluten können die Entzündung im Darm wieder ankurbeln, daher muss auf eine strikte glutenfreie Ernährung umgestellt werden. Das wirkt sich auf den gesamten Alltag aus - Mittagessen im Kindergarten, Kindergeburtstage und Restaurantbesuche stellen von nun an eine Herausforderung dar. Jedoch ermöglicht die Einhaltung dieser Maßnahmen Ihrem Kind ein beschwerdefreies Leben.
Zöliakie ist unheilbar. Mit lebenslanger glutenfreier Ernährung lässt sich Zöliakie aber erfolgreich behandeln. Eine andere Therapie gibt es derzeit nicht. Glutenhaltige Lebensmittel dürfen nicht mehr verzehrt werden. Wird kein Gluten mehr mit der Nahrung aufgenommen, heilt der geschädigte Darm. Die entzündete und abgeflachte Dünndarmschleimhaut regeneriert sich und der Darm arbeitet wieder normal. So verschwinden die Symptome und die Risiken für Folgeerkrankungen der Zöliakie.
Vorsicht ist geboten, denn selbst kleinste Mengen an Gluten können den Darm schädigen. Bereits 1/8 Gramm Weizen reicht dafür aus. Aber auch, wenn bei Diätverstößen keine Beschwerden bemerkbar sind, darf die glutenfreie Ernährung nicht aufgegeben werden.
Mögliche glutenfreie Ersatz-Lebensmittel entnehmen Sie bitte der Tabelle. Glutenfreie Rezepte, glutenfreie Frühstücksideen oder Rezept für glutenfreie Brote finden Sie auf unserer Seite.
Da die glutenfreie Ernährung sehr komplex ist und kleinste Diätfehler sich (teilweise unbemerkt) negativ auswirken, wird allen Zöliakie-Betroffenen eine Beratung durch eine spezialisierte Ernährungsfachkraft empfohlen. Die Kosten werden von den meisten Krankenkassen anteilig erstattet. Am besten findet die Beratung direkt nach der Diagnose statt und wird ein zweites Mal nach vier Wochen wiederholt und ergänzt.
Internetlinks abgerufen im März 2021
Autor: Sabine Theiding
überprüft von Anna Plümacher, angehende Dipl. oec. troph.