Bei Übergewicht, Reizdarm, Diabetes oder Unverträglichkeit hilft eine qualifizierte Ernährungsberatung. Aber der Begriff Ernährungsberater ist nicht geschützt und eine gute Ernährungsberatung gar nicht so leicht zu finden. Was passiert bei der Ernährungsberatung eigentlich, was kostet sie und wie kriege ich einen Zuschuss von der Krankenkasse?
Diese und weitere Antworten zum Thema Ernährungsberatung erfahren Sie in diesem Artikel:
Ernährung als Medizin: Die Ernährungsmedizin ist einer der ältesten Heilkünste. Erst in neuster Zeit spielt sie wieder eine größere Rolle in der Gesellschaft. 80% der Erkrankungen sind ernährungsbedingt und können mit Ernährungstherapie geheilt oder häufig auch verhindert werden. Ernährungsmedizin spielt in fast jedem Fachbereich der Medizin eine Rolle.
Ernährungsberatung und Ernährungstherapie helfen bei folgenden Beschwerden oder chronischen Erkrankungen:
Eine Ernährungsberatung braucht nicht unbedingt nur, wer krank ist. Auch als Vorsorge sind Ernährungskurse bei vielen Krankenkassen anerkannt und werden bezuschusst.
Eine klassische Ernährungsberatung umfasst zirka 5 Gesprächstermine. Wie viele Termine es tatsächlich werden, hängt ab
Die Erstberatung dauert meist eine Stunde. Die Folgetermine sind überwiegend etwas kürzer. Je nach Berater ist mit einer halben bis dreiviertel Stunde zu rechnen.
Im Erstgespräch macht sich der Ernährungsberater ein Bild über ihren Gesundheitszustand und ihre aktuelle Ernährung. Dafür schaut er sich Ihr Ernährungstagebuch an oder erfragt, wie Ihre tägliche Ernährung ganz konkret aussieht. Auch aktuelle Laborwerte werden vom Ernährungsberater angesehen und einbezogen.
In den nachfolgenden Sitzungen werden Schritt für Schritt Anpassungen an Ihrem Essverhalten und Ihrer Ernährung vorgenommen. Der Ernährungsberater:
Ernährungsberater gibt es viele. Doch wie wähle ich einen kompetenten Ernährungsberater, der mir wirklich gut helfen kann? Worauf muss ich dabei achten? Bei der Auswahl ihres Ernährungsberaters sollten Sie die vier nachfolgenden Punkte berücksichtigen:
In Deutschland ist der Begriff Ernährungsberater nicht geschützt. Daher gibt es viele unseriöse Anbieter, die nur einen Wochenendkurs oder ein Onlineseminar belegt haben. Um einen seriösen Berater zu finden, sollten Sie auf die Ausbildung achten.
Eine fundierte Ausbildung haben folgende Ernährungsfachkräfte:
Die erstgenannten Berufsgruppen haben sich mindestens drei Jahre lang intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt.
Zertifizierungen sind ein zweites wichtiges Qualitätsmerkmal, um qualifizierte Ernährungsfachkräfte von Unseriösen zu erkennen. Zertifikate sind anerkannte Zusatzqualifikationen für die Ernährungsberatung. Nur mit diesen Zertifikaten wird die Ernährungsberatung anteilig von den Krankenkassen bezahlt. Eine Zertifizierung erhalten nur Ökotrophologen und Diätassistenten usw., die sich regelmäßig weiterbilden. Weiterbildung ist im Bereich Ernährung von großer Bedeutung, da immer wieder neue Informationen erforscht werden.
Zertifizierungen der folgenden fünf Vereine erfüllen die Richtlinien der deutschen Krankenversicherungen. Das bedeutet, nur Ernährungsberatungsleistung von Ernährungsberatern mit diesen Zertifikaten können Sie bei der Krankenkasse einreichen:
Ärzte benötigen einen Fortbildungsnachweis gemäß Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer.
Ernährung ist ein sehr persönliches Thema. Wählen Sie einen Ernährungsberater, mit dem Sie offen sprechen können und dem Sie vertrauen. Wichtig ist, dass Sie sich bei ihrem Ernährungsberater wohlfühlen. Unangenehme Themen wie ihre Beschwerden können so viel leichter angesprochen werden.
Damit Ihr Berater sie gut unterstützen kann, sind Erfahrungen des Ernährungsberaters, besonderes Fachwissen und Spezialisierungen von Bedeutung. Informieren Sie sich, in welchen Bereichen ihr Ernährungsberater seine Schwerpunkte legt. Meist gilt: Je präziser die Spezialisierung des Beraters, desto tiefgehender ist auch seine Kompetenz in diesem Bereich. Auch Weiterbildungen können ein Merkmal von Expertise darstellen.
Häufig können Sie der Internetseite ihres Beraters oder Arztes viele Informationen entnehmen. Sollte dies nicht möglich sein, scheuen sie sich nicht, vor dem Erstgespräch die Qualifikationen in einem Vorgespräch zu erfragen.
Bei Lebensmittelallergien eignen sich besonders Berater die das Zertifikat „Ernährungsfachkraft Allergologie“ des Deutschen Allergiker und Asthmabund e.V. (DAAB) besitzen. Wohingegen Patienten mit Reizdarm oder Diabetes auf Spezialisierungen und Erfahrungen in diesen Gebieten achten sollten.
Übrigens: Von den Krankenkassen anerkannte und unabhängige Ernährungsberater haben sich verpflichtet, keine Produktwerbung zu betreiben und keine Produkte zu verkaufen. Sie sollen unabhängig von Marken und Herstellern informieren und keine Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel bewerben oder verkaufen.
Besonders einfach können Sie auch einen Berater über das Internet finden. Natürlich könnten Sie einfach nach "Ernährungsberatung" googeln, aber in der Ergebnisliste mischen sich dann auch schlecht qualifizierte und unseriöse Angebote.
Die nachstehenden Suchmaschinen führender Verbände und Institutionen vermitteln Sie besser zu gut ausgebildeten Ernährungsberatern in Ihrer Nähe, dessen Leistungen Sie auch von der Krankenkasse bezahlt bekommen. Es gibt leider keine zentrale Suchmöglichkeit nach Ernährungsberatern.
Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Krankenkasse nach einem guten Ernährungsberater für ihre Beschwerden. Insbesondere Gastroenterologen arbeiten häufig mit Ernährungsfachkräften zusammen. Zudem haben zahlreiche Krankenversicherungen interne Ernährungsberater oder bieten ihnen Unterstützung bei der Suche.
In Deutschland gibt es derzeit einige wenige Arztpraxen, die sich auf Ernährungsmedizin spezialisiert haben. In diesen Praxen werden Sie umfassend betreut durch ein Team aus spezialisierten Ärzten und Ernährungsfachkräften, teilweis auch Psychologen. Sie finden Praxen in Ihrer Nähe auf der Internetseiten des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e.V. mit einer Umkreissuche.
Eine individuelle Ernährungsberatung hat ihren Preis: 70 bis 140 Euro pro Stunde kostet die Ernährungsberatung. In vielen Fällen wird eine Ernährungsberatung auf Rezept zu 80 bis 100% von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Eine Ernährungsberatung gibt es auf Rezept. Die gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen in der Regel einmal pro Jahr eine Ernährungsberatung mit 80% bis 100% der Kosten. Auch private Krankenversicherungen und die Beihilfestellen übernehmen häufig einen Teil der Beratungskosten.
Um die Ernährungsberatung bezahlt zu bekommen, muss Ihr Arzt Ihnen eine Bescheinigung über die medizinische Notwendigkeit oder ein Rezept ausstellen. Mit der sogenannten ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung empfiehlt ihr Arzt eine Ernährungstherapie. Diese Bescheinigung müssen Sie vor dem ersten Termin bei Ihrer Krankenkasse einreichen, um zu klären ob Kosten erstattet werden.
Hinweis: Bei manchen Ernährungsberatern besteht die Möglichkeit direkt mit der Krankenkasse abzurechnen So müssen Sie ihre Rechnungen nicht selbst einreichen; die Abrechnung wird dann für sie abgewickelt.
Genau wie Erwachsenen steht auch Kindern oder Jugendlichen eine Ernährungsberatung zu. Kinder aller Altersgruppen können Essstörungen entwickeln, auch Krankheiten und Unverträglichkeiten können eine Ernährungsberatung notwendig machen. Die Antragstellung bei der Krankenversicherung und der Ablauf der Beratungstermine sind identisch.
Je nach Alter des Kindes spielen die Eltern in der Ernährungstherapie eine große Rolle. Während Teenager größtenteils ihre Lebensmittel selbst auswählen, sind Klein- und Schulkinder auf ihre Eltern angewiesen. Daher können Eltern Beratungsgespräche mit ihren Kindern gemeinsam wahrnehmen. Teilweise gibt es auch Sitzungen ohne die Kinder. Dies wird individuell mit dem Berater beschlossen.
Eine professionelle Ernährungsberatung hilft bei vielen Krankheiten und Beschwerden und unterstützt dabei Ernährungsziele tatsächlich umzusetzen. Wer sich zu spät oder nie um seine ernährungsbedingten Krankheiten kümmert, leidet unnötig und muss vielleicht jahrelang Tabletten einnehmen. Eine Ernährungsberatung lohnt sich also in jedem Fall, wenn man etwas ändern möchte.
Um den richtigen Ernährungsberater für Ihre Beschwerden zu finden, sollten Sie auf die Qualifikation und Spezialisierung des Beraters achten und die einschlägigen Suchmaschinen der Fachverbände betätigen. Denn: Wählen Sie hier einen qualifizierten Ernährungsberater, besteht eine gute Chance 80 % bis 100 % der Kosten der Ernährungsberatung von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Dafür ist es wichtig vor der Behandlung, mit dem behandelnden Arzt und der Krankenkasse zu sprechen, um die Erstattung der Kosten in die Wege zu leiten.
Alle Internetlinks abgerufen am 16. November 2020
Autor: Sabine Theiding